Luise Kiesselbach (1863-1929) war Armenpflegerin, Frauenrechtlerin und Sozialpolitikerin.

Sie wurde 28. Dezember 1863 in Hanau als Luise Becker, Tochter von Johann Friedrich Nikolaus Becker, Realschullehrer in Hanau, und seiner Frau Josephine Becker, geb. Wissner, geboren. Sie war das vierte von acht Kindern und musste früh der Mutter helfen, den Haushalt und die jüngeren Geschwister sowie die älteste Schwester, die behindert war, zu versorgen.

Luise Becker heiratete am 12. März 1884 den 24 Jahre älteren Privatdozenten und späteren Professor für Ohren-Heilkunde Wilhelm Kiesselbach in Erlangen. Sie hatten zwei Kinder, Auguste „Gusta“ Henriette (geb. 1885) und  Carl Friedrich „Fritz“ Joseph (geb. 1886). Beide studierten später wie ihr Vater Medizin, Gusta als eine der ersten Frauen in Bayern.

Im Jahr 1900 schrieb Luise Kiesselbach für ihre beiden Kinder zu deren Konfirmation eine umfangreiche Familienchronik, in der sie die Geschichte der Familien Becker und Kiesselbach und die Kindheit ihrer beiden Kinder ausführlich darstellte. Im Jahr 1902 starb ihr Mann Wilhelm Kiesselbach unerwartet an einer Infektion.

1906 gründete Luise Kiesselbach in Erlangen zusammen mit anderen Bürgerfrauen den Verein Frauenwohl und wurde dort im Jahr 1908 eine der ersten acht Hilfsarmenpflegerinnen Bayerns – ein Ehrenamt, um das die Frauenvereine Bayerns über Jahre hinweg hart gekämpft hatten.

1912 zog Luise Kiesselbach auf Bitten von Ika Freudenberg, charismatische Vorsitzende des Vereins für Fraueninteressen, nach München um und übernahm auf Freudenbergs Bitte hin nach deren Tod die Leitung des Vereins. In München wirkte Luise Kiesselbach als Armenpflegerin und weiterhin in der Frauenbewegung, während des ersten Weltkriegs als Organisatorin von Frauenarbeiten, sowie ab 1919 als Stadträtin, als Gründerin des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in München und Bayern, als Politikerin der Deutschen Demokratischen Partei  sowie in vielfältigen weiteren Bereichen, wie dem Aufbau von Kinderheimen oder der Unterstützung von Kleinrentnern.

In der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre engagierte sich Luise Kiesselbach u.a. in der Altenhilfe, so bei der Entwicklung eines für damalige Zeiten hochmodernen Altersheims.

Luise Kiesselbach war 65 Jahre alt, als sie am 27. Januar 1929 in Ebenhausen bei München unerwartet starb. Sie wurde auf ihren Wunsch hin an der Seite ihres bereits 1902 gestorbenen Mannes auf dem Friedhof der Reformierten Kirche in Erlangen begraben. Das Grab ist inzwischen aufgelassen worden.

Nach ihr wurde ein Platz im Süden Münchens benannt, der heute ein Verkehrsknotenpunkt ist.

Diese Seite dient dazu, an diese außergewöhnliche Frau zu erinnern und Informationen, Daten und Dokumente zu Luise Kiesselbach zur Verfügung zu stellen. Hierfür wird diese Seite kontinuierlich weiter entwickelt.

(Verantwortlich:  Johannes Herwig-Lempp, Halle/ Saale)